Zielturm

Andreas Fuhrimann Gabrielle Hächler Architekten ETH BSA SIA AG

Städtebau

Die topographische Situation am Rotsee-Delta ist landschaftsräumlich einzigartig, weshalb sich der in Ruderkreisen genannte „Göttersee“ geradezu ideal zur Durchführung von Ruderregatten eignet. Die Anforderungen an den Zielturm waren vielfältig und komplex. Sie basieren auf Funktionalität, landschaftlichem Städtebau und Identitätsstiftung. Die durch die Stapelung der Raumeinheiten resultierende Höhenentwicklung setzt einen vertikalen Akzent auf die langgestreckte horizontale Rotseefläche, welche dadurch einen Bezugs- und Identifikationspunkt erhält. Das beträchtliche Gebäudevolumen, resultierend aus dem geforderten Raumprogramm, erhielt durch subtile „Verrückungen“ der drei gestapelten Raumeinheiten eine gewisse Fragilität und Feinheit.

Projektbeschrieb

Der fertiggestellte Zielturm bildete die erste Etappe der Erneuerung Naturarena Rotsee. Der Neubau des Ruderzentrums wurde im Mai 2016 eröffnet. Grundsätzlich bilden das Ruderzentrum und der Zielturm eine architektonische Einheit, die durch Materialisierung, konstruktive und ästhetische Themen erkennbar ist. Der dreigeschossige vorfabrizierte Holzkörper des Zielturms wird von einer Betonplattform und einer Betontreppe über dem Wasserspiegel gehalten. Die statisch wirksame Betonplattform ermöglicht einerseits den Zugang vom Land und Wasser, andererseits ins erste Obergeschoss. Zusammen mit der als Rückgrat formulierten Aussentreppe auf der hinteren, aber nicht minder prominenten Seite angeordnet, verankert die Plattform den Turm in Ufernähe.

Dies widerspiegelt den hybridartigen Charakter des Gebäudes, nämlich den Zweckbau mit intensiver funktionaler Sportnutzung anlässlich der Ruderregatten im Sommer, aber auch den unbenutzten Zustand während der restlichen Zeit des Jahres, in der der Baukörper geschlossen auf der spiegelnden Wasserfläche steht und zum enigmatischen, skulpturähnlichen Haus transformiert. Diese Metamorphose, die das Gebäude jährlich durchläuft, war die anspruchsvolle Herausforderung des Entwurfs. Die architektonische Ausprägung des prominent situierten Zielturms in malerischer Umgebung muss den Spagat zwischen den praktisch funktionalen, aber auch den hohen skulptural ästhetischen Anforderungen mühelos meistern.

Programm

Die funktionalen Raumeinheiten OK-FISA, Jury-Timing und Eventregie-Speaker sind axial zur Ziellinie orientiert und übereinander angeordnet. Während die kürzere Fassadenfront sich auf die Ziellinie ausrichtet, orientiert sich die längere Fassadenseite zum Zielplatz, und markiert das Ende der Sportanlage, die bei der Startlinie beginnt und sich über das Ruderzentrum bis hin zum Ziel aufspannt.

Konstruktion l Materialisierung

Die Vorfabrikation der Holzkonstruktion erlaubte eine kostengünstige, schnelle und rationelle Montage der Elemente. Ein speziell behandeltes Kiefernholz aus nachhaltig beforsteten Wäldern bildet die Fassadenschalung. Durch die Behandlung wurde die Fähigkeit des Holzes zur Absorbierung von Wasser wesentlich verringert, wodurch es deutlich masshaltiger und extrem dauerhaft ist.

Projektdaten:

Ort: Rotsee, Luzern
Bauherr: Naturarena Rotsee
Architekten: Andreas Fuhrimann Gabrielle Hächler Architekten ETH BSA SIA AG, Hardturmstrasse 66, 8005 Zürich 
044 271 04 80, mail@afgh.ch
Planer: Schärli Architekten AG (Bauökonomie/Bauleitung); Berchtold + Eicher AG (Ing.);  Lauber Ingenieure für Holzbau & Bauwerkserhalt (Holzbauing.); 1a Holzbau Hunkeler (Holzbauer)
Projektleitung: Daniel Stankowski
Wettbewerb: Andreas Fuhrimann, Gabrielle Hächler, Carlo Fumarola,  Lukas Schlatter, Andrej Zouev
Planung: 2012 (Mai) - 2013 (März)
Bauzeit: 2012 (Dez) - 2013 (Mai)
Fläche: 123 m2
Kosten: 1,3 Mio CHF
Fotograf: Valentin Jeck, Alte Landstrasse 27, CH-8713 Uerikon, +41 43 477 01 24 v.jeck@bluewin.ch